Der Friedhof als ein Lebensraum

 

                                                        Der uralte St.Aegidiikirchhof in der Quedlinburger Altstadt

 

Seit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung 1179 gilt die St.Aegidii-Kirche als älteste Stadtkirche von Quedlinburg.Zu einer Kirche gehörte in früher Zeit auch immer ein Friedhof,der den Kirchenbau umgab,so auch an der St.Aegidii-Kirche.Es ist bis heute der größte innerstädtisch erhaltene Friedhof der Stadt Quedlinburg,der aber nicht mehr für Bestattungen genutzt wird.Sein Gebiet wird vom Schreckensturm,der Straße Aegidiikirchhof,der östlichen Heidfeldstraße und der Stadtmauer begrenzt.In den Archivalien der Aegidiigemeinde finden sich Aufzeichnungen,in denen vertragliche Vereinbarungen mit der Marktgemeinde St.Benediktii über das Bestatten von Mitgliedern dieser Gemeinde in früheren Jahrhunderten auf dem Aegidiifriedhof vereinbart ist.Seit die Stadt Quedlinburg auch eine Militärgarnison besaß,fanden Verstorbene dieser Garnison auch ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof.Selbst viele verarmte Menschen, aus der gesamten Stadt Quedlinburg,liegen hier begraben. Auch Teilnehmer an den Befreiungskriegen gegen Napoleon sind hier bestattet und durch steinerne und gusseiserne Grabdenkmäler geehrt.Überhaupt hat sich hier eine reiche Grabdenkmalkultur erhalten,die besichtigt werden kann.Am Friedhofseingang an der Straße Aegidiikirchhof fällt sofort eine gusseiserne Schmuck-Graburne aus Gusseisen auf,die etwa zwei Meter hoch,gleich ins Auge fällt. Ein schön gelungener Guss aus der Mägdesprunger Gießerei des 19.Jahrhunderts.  Weiter sind etliche eindrucksvolle Guss-Grabkreuze, zum Gedenken, auf alten Familiengrabstätten zu besichtigen.Eine besondere Erinnerungskultur bilden die dekorativ und teils figürlich gestalteten Sandsteinpfeiler,Sandsteinsäulen sowie Sandstein-Sargdeckel,ebenerdig über gemauerten Grüften des 19.Jahrhunderts.Einer dieser Sargdeckel scheint in der Erde des Friedhofs versunken zu sein,jedoch ist das der kontinuierlich erfolgten Aufschüttung des Friedhofs mit Erde geschuldet zu sein,um wieder neuen Platz für weitere Bestattungen zu schaffen.Erkennbar ist dies auch am Niveauunterschied von 1,20 bis 1,80 m zwischen dem Fußboden im Kircheninnern und der heutigen Oberfläche des Friedhofs.Es müssen also einige Bestattungsebenen übereinander liegen,welche das Alter des Friedhofs bestätigen.Für die noch etlichen Familiengrabstätten gibt es keine bekannten Nachkommen mehr,sodass sich der Förderkreis St.Aegidiikirche neben der Pflege und des Erhalts der Kirche,auch der Familiengrabstätten und des gesamten Friedhofs angenommen hat. Herausragendes Beispiel der Friedhofs-und Bestattungskultur ist augenscheinlich,das an die Nordseite der Kirche angebaute, „Ziegersche“Grabmausoleum, ein spätbarockes Bauwerk,welches sein Vorbild im „Goetzeschen“Mausoleum an der Marktkirche fand.Dieses Grabmausoleum mit sehr schönem Steinbildhauer-Schmuck,bauzeitlichen dekorativen Gittern und einem gefalteten Zeltdach beherbergt in seinem Innern in einer tiefliegenden Gruft zwei Särge der Familie aus dem 18.Jahrhundert.Auf dem gesamten Kernfriedhof sind auch noch etliche untererdige Grüfte nachgewiesen.

Der alte Aegidii-Kirchhof ist in den letzten Jahren zu einem schönen innerstädtischen Refugium mit alten Laubbäumen,Rasenflächen,den schön gepflegten und mit Blumen und Stauden bewachsenen Familiengräbern,den Nist-und Nahrungsangeboten für einheimische Vögel und Kleintiere,sowie für Besucher und Ruhesuchende geworden.

Bänke laden an einigen Stellen unter den Bäumen zum Verweilen ein, das Gezwitscher der Vögel erfreut das Ohr der Menschen und ihr Gemüt.Beim Verweilen kann der Betrachter sich an der reichen Architektur der St.Aegidii-Kirche sattsehen und die Gedanken wandern lassen.

Für die Welterbestadt Quedlinburg ist der Erhalt dieses alten Kirchhofs ein unverzichtbarer Bestandteil der Stadtkultur und des reichen überkommenen Erbes unserer Vorfahren,das es zu pflegen und zu erhalten gilt.

Der Förderkreis fühlt sich dieser Aufgabe verpflichtet.

 

 

Manche Grabinschriften sind noch lesbar ,andere stark verwittert. die entzifferbaren haben wir hier aufgeschrieben,für Hinweise und Korrekturen sind wir immer dankbar.

 

 

AUGUST GOTTFRIED...........MICHELSEN

30.MAERZ 1759

08.MAERZ 1824

 

 

ANDREAS SCHREIBER

10.APRIL 1775

13.AUGUST18....

 

CONRAD CLAUSNITZER

15.FEBRUAR 1813

08.AUGUST 1850

 

 

DOROTHEA CHRISTIANE SOBBE

5.OCTOBER 1792

10.JANUAR 1854

 

JOHANNE DOROTHENE HASSE

geb. FESSEL

11.OCTOBER 1811
11.DECEMBER 1850?

 

RICHARD FERD.HASSE

...1843?

...1849?

 

DOROTHEA MARGARETHA SCHMIDT

geb.WALTER

15.APRIL 1775

03.JUNI  1836

JOHANN PAUL SCHMIDT

11.JUNI 1771

20.APRIL 1813

             ERBBEGRÄBNIS

     FAMILIE CHRISTIAN ZIEGER

                ANNO 1797

               RENOV.1834

 

 

 

 

 

 

 

 

 

JOHANN WILHELM LOUIS BUSCH

                  12.JUNI 1805

                   16.NOV.1814

 

 

CARL WILHELM REICH

RUDOLPH WILHELM REICH

CHRISTIAN.............REICH

 

CARL CHRISTIAN CONRAD REICH

6.SEPTEMBER 1821

17.SEPTEMBER 1826

 

 

 

 

CHRISTIAN GOTTLIEB PHILIPP ROBRA

 

 

 

MARIA ELISABETH VOGLER

          geb. FRITZE

  

JOHANN WOLFGANG VOGLER

             WEINHÄNDLER

    MITGLIED  DES  STADTRATES

              ZU QUEDLINBURG

 

 

CATHARINA ELISABET WULFERL

geb.HOTT

21.JUNI 1751

08.FEBRUAR 1831

 

JOH.HEIN.FRIED. BESSER

21.JULI 1788

18.OCT. 1813